Ich kann mich nur noch dunkel an meinen letzten Rage-Quit bei einem Nintendo-Spiel erinnern, heute Abend war es aber tatsächlich so weit. In etlichen Rezensionen zu Donkey Kong Country Tropical Freeze liest man von einem knackigen Schwierigkeitsgrad, ich würde es allerdings viel mehr als unharmonisches Gameplay mit unangenehmem Zeitdruck bezeichnen. Was ist da los? Das Spiel bringt spielerisch nicht viel neues, ist also eigentlich ein gewohnt kurzweiliger Zeitvertreib. Leider hat #Nintendo aber ein paar kleine Änderungen am Spielgefühl eingebaut, die mir dermaßen auf den Sack gehen, dass ich irgendwann einfach so den Power-und den Eject-Knopf gedrückt habe und drauf und dran war, das Spiel sofort in einem ersten Impuls wieder zu verkaufen. Huch? Wann hat mir zuletzt ein Nintendo-Spiel derart den Abend versaut? Ich weiß es nicht, wirklich nicht, vermutlich nie. Aber der Reihe nach.

Es geht schon damit los, dass man ständig und überall zu lange auf irgendwelche auch noch ruckelnden Ladebildschirme starrt, beim Flug durch die Wolken denke ich sogar jedes Mal, das Spiel ist abgestürzt. Das sorgt schon mal für eine gewisse Grundgenervtheit bei mir. Dann geht es weiter mit der Steuerung von Donkey Kong. Wenn man zu zweit spielt, muss der erste Spieler mit Donkey Kong spielen, während der zweite Spieler die Wahl zwischen Diddy, Dixie und Cranky Kong hat. Alle drei haben irgendeinen Vorteil, nur Donkey Kong nicht. Der spring immer ein Stückchen zu kurz und kann auch ansonsten exakt nichts besser als seine Mitstreiter. Nervlevel 2. Erschwerend kommt hinzu, dass man Trommeln und eine Rolle Vorwärts mit der gleichen Steuerungsaktion auslöst. Wenn man steht, tommelt mal, wenn man sich auch nur ein bisschen seitlich bewegt, rollt man. Das hat mich schon das ein oder andere Mal unbeabsichtigt in irgendeinen Abgrund/Gegner/wasauchimmer geschickt. Man muss sich da echt ein Stückchen zu viel konzentrieren. Nervlevel 3. Überhaupt war die Steuerung bei den Vorgängern insgesamt deutlich harmonischer, runder, besser. Naja, so weit, so nervig.

Was mich aber wirklich geradezu wütend macht, ist die Steuerung unter Wasser. Haben die das mal irgendjemanden probespielen lassen? Ich habe noch in keinem Jump-and-Run so eine nervige Unterwassersteuerung erlebt. Damit könnte ich leben, wenn sich alle Unterwasserlevel genau so seicht vor sich hin spielen ließen, wie die meisten Hüpflevel. Doch Fehlanzeige, immer mal wieder gibt es hetzige Fluchtepisoden, bei denen die hakelige Steuerung einen sehr sehr viele Leben kostet. In Level 4-4 Tentaklos ist mir dann der Geduldsfaden gerissen. Hier muss man ziemlich flott vor der von unten nahenden Tinte fliehen und gleichzeitig einen elenden Slalom um entgegenkommende Stacheldinger, Minen und den Weg versperrende Tentakeln vollführen. Nach dem fünften Versuch habe ich mich ernsthaft gefragt, ob das vorher jemand getestet hat. Nach dem ca. zehnten Versuch (was mit Spieler 2 huckepack 20 Leben entspricht) dann der Rage-Quit mit dem Impuls, das Spiel sofort zu verkaufen, um nicht in die Versuchung zu kommen, das weiterzuspielen. Die Hölle friert zu, oder vielmehr die scheiß Bananeninsel: Ich verliere vor Wut die Lust, ein Jump-and-Run von Nintendo auch nur noch im Regal stehen zu sehen. Dafür muss echt viel Scheiße passieren, aber diese Ausgabe von Donkey Kong Country hat es tatsächlich geschafft. Hut ab.

Aber abgesehen von den Rückschritten im Gameplay gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen. Obwohl, eigentlich schon, wenn man die Vorgänger als Maßstab nimmt. Die Level sind teilweise ziemlich lang, aber die meisten davon habe ich wegen akuter Uninspiriertheit sofort wieder vergessen, da helfen auch die 3D-Showeinlagen beim Ebenenwechsel nicht mehr weiter. Das passiert zwar alles auf erfreulich hohem Niveau, aber fast alles war in irgendeinem Vorgänger schon besser gelöst. Insgesamt sind es die vielen kleinen Rückschritte im Gameplay, gerade bei Sachen, die vorher mal perfekt und rund waren, die mich so nerven und irgendwie auch langweilen. Das fing schon beim Vorgänger auf der Wii an und hat sich jetzt konsequent fortgesetzt. Das gilt leider auch für die Musik, der einfach der mitreißende Charakter fehlt. Selbst die beste Levelmusik, die König-der-Löwen-mäßige Savannenmusik, ist vergleichsweise uninspiriert. Kein Vergleich jedenfalls zur großartigen Musik der SNES-Varianten. Die Unterwassersteuerung war schon im ersten Donkey Kong Country auf dem SNES über jede Kritik erhaben, jetzt ist davon eine hakelige Todesfalle übriggeblieben. Eine Schande für Nintendo.

Auch ist der Schwierigkeitsgrad zu wechselhaft. Die meiste Zeit spielt man sich durch gänzlich ungefährliche und mitunter langatmige Phasen, doch immer mal wieder kommt so eine Stelle, die man einige Male spielen muss, damit man die Choreografie drauf bekommt. Das mag ich persönlich ja gar nicht. Nichts gegen schwere Stellen, aber wenn der Schwierigkeitsgrad immer nur durch Zeitdruck und nur mit einer Choreografie schaffbaren Reaktionstests erzeugt wird, haben die Entwickler etwas falsch gemacht, denn solche Sachen sind letztlich nur Krücken, die man sparsam einsetzen sollte. Auch die Endgegner sind zwar lustig, aber total frustrierend, weil man lange mit ihnen kämpft und bei einem Malheur alles von vorne machen muss. Das fühlt sich nicht richtig an und nervt mich latent. Trotzdem zehrt das Spiel noch von den üblichen Qualitäten und befindet sich insgesamt auf einem hohen Niveau. Nur leider fehlt eben der Feinschliff, der Nintendo-Spiele traditionell so gut spielbar macht. 4 von 5 Sternen an sich, aber zur Strafe für die total verkackte Unterwassersteuerung noch mal ein ganzer Stern runter, bleiben 3. Ja, das passt.

Mal schauen, ob ich das Spiel irgendwann doch noch mal weiterspiele, momentan wohl eher nicht.

Gerade musste ich an das berühmte Video Fuck you, Blooper! (das eigentlich Mario frustration heißt) denken. Das hat mich jetzt wieder aufgeheitert, viel Spaß damit.

Nachtrag 03.07.2014: Ich habe wirklich nicht weiter gespielt und beargwöhne das Spiel immer, wenn ich es rumliegen sehe.

Noch keine Kommentare

Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.