Auf dem Jan-Wellem-Platz ist ein VW-E-Mobility-Promostand mit netten Promostudis, hipper elektronischer Musik und einem Typen, der dem staunenden Publikum die Vorzüge des neue e-Golf vorführt. Daneben steht ein XL1, in den man weder einsteigen darf noch erklärt einem jemand etwas darüber. Viellicht interessiert sich auch niemand dafür und man müsste einfach mal fragen. Egal, das Ding sieht nach Zukunft aus und erfüllt damit seinen Zweck bereits durch schiere Anwesenheit. Eine klassische Roadshow, um die wir einen großen Bogen machen. Nicht groß genug scheinbar, denn wir werden angequatscht, ob wir eine Probefahrt machen wollen, jetzt sofort an Ort und Stelle. Ach so, na wenn man mich so fragt, klar. Also kurz angemeldet und schon steht uns unsere persönliche Begleiterin zur Seite. Man fragt uns, ob wir #e-up! oder #e-Golf fahren wollen, mich interessiert der e-up! eigentlich mehr und so kommen wir sogar noch schneller dran, wobei das sowieso alles erstaunlich fix geht.
Die Modelle stehen im Breuninger-Parkhaus aufgereiht, der up! ist ein wirklich nettes kleines Fahrzeug, absolut kein Vergleich zu dem Trauerspiel, was VW davor in der Kategorie Kleistwagen zu bieten hatte (wer erinnert sich nicht gerne an den Lupo und noch grauenvoller den Fox). Ein flottes Stadtfahrzeug, das mich eklatant an den ersten Twingo erinnert, nur mit der richtigen Mischung aus seriös und flippig; und moderner. Innen drin sitzt es sich recht kommod und der Platz ist okay gemessen an den Außenmaßen. Der smartere Smart finde ich. Die Einrichtung ist modern, ein wenig jugendlich, aber eine gelungene Variante von offensichtlich recht billig, ohne gleich fies rüber zu kommen. Hut ab! Das Schiebedach ist allerdings winzig und reichlich nutzlos, den saftigen Aufpreis kann man sich also sparen. Sagt der Typ, den sonst immer das Panoramadach zur Pflichtausstattung zählt. Der up! an sich ist recht bezahlbar, aber ausstattungsmäßig dann doch recht spartanisch, so dass man doch wieder bei 15.000€ landet. Den Kompromiss bekommen andere Kleinstwagen besser hin. Man schaue sich mal den neuen flotten Hyundai i10 an, den in nicht allzu ferner Zukunft neu kommenden (und auch den aktuellen) Kia Piccanto, den Opel Adam, den Fiat 500, den demnächst neuen Twingo, das gerade erneuerte Trumvirat Citroen C1, Toyota Aygo, Peugeout 108, was auch immer. Das Marktsegment war noch nie mit fast durchweg derart tollen Autos besetzt. Skoda Citigo und Seat Mii erwähne ich nicht, weil es denen echt krass an Eigenständigkeit fehlt, dafür sind sie billiger zu haben. Aber der up! ist ein VW, da will man weder Seat noch Skoda draufstehen haben. Den up! gibt es vor allem aber auch als e-up! in vollelektrisch, das ist ein Alleinstellungsmerkmal, wichtiger als das Ausrufezeichen hinter dem Namen.
Wenn man den Zündschlüssel umdreht… Moment mal, wieso eigentlich ein Zündschlüssel? Ein merkwürdiger Anachronismus. Egal. Wenn man also den Zündschlüssel dreht, geht die Beleuchtung im Armaturenbrett an, sonst passiert nichts. Man hat einen normalen Automatikwahlhebel und statt eines Drehzahlmessers gibt es ein Powermeter. Alles keine Überraschung. Wahlhebel auf D und der Wagen kriecht beim Loslassen der Bremse los. Lautlos. Dabei bleibt es auch, wenn man vorsichtig aufs Gaspedal tritt: Lautlos und sanft gleitet der Wagen durch die Tiefgarage, sehr angenehm. Auf der Beschleunigungsspur im Tunnel dann das erste Mal ordentlich Gas, huiii! Das Drehmoment steht sofort zur Verfügung, entsprechend unmittelbar geht es raketenmäßig los. Das reicht nicht nur, um im Verkehr mitzuschwimmen, damit lässt man an der Ampel ne Menge Leute einfach stehen. Lustig, wirklich ausgesprochen lustig. Schneller als in der Stadt will man gar nicht fahren, das macht nur noch halb so viel Spaß. Die #Rekuperation1 lässt sich in mehreren Stufen regeln, ich fahre in der stärksten Stufe und die Bremswirkung beim Loslassen des Gaspedals ist schon recht straff. Vom BMW #i3 hört man ja, dass es am meisten Spaß macht, ihn ausschließlich mit dem Gaspedal zu fahren. Das geht im e-up! nicht, aber auch so braucht man die Bremse nur selten. Die Runde dauert nur ein paar Minuten, aber bereits auf dem kurzen Stück erfühlt man, wie die Zukunft des Autofahrens sein wird. Es fühlt sich einfach richtig an, sogar der Übergang von Rekuperationsverzögerung zum klassischem Bremsen ist harmonisch und kaum zu bemerken. Wirklich tolle Ingenieurleistung. Fahrerisch ist der e-up! ein Genuss, auch was Handling und Komfort angeht.
Doch der Pferdefuß wird bei so einer kurzen Fahrt nicht klar: Die Reichweite ist stark begrenzt, man ist also ständig auf der Suche nach Strom. Das ist im e-up! nicht ganz so schlimm, weil der konzeptionell sowieso meistens in der Stadt und auf kurzen Strecken bewegt wird. Aber im e-Golf möchte man dann doch vielleicht mal eine längere Strecke fahren. Geht nicht, schminkt euch das ab, Punkt. Das wäre halb so wild, wenn man sich so ein Auto als Zweitwagen mit begrenztem Nutzen hält. Aber dafür sind beide dann doch ein klein wenig teuer geraten. Der e-up! kostet zwischen 26.000 und 29.000€ und damit mehr als doppelt so viel wie ein konventionell angetriebener up!. Da braucht es schon ein gerüttelt Maß an Enthusiasmus für die neue Technik oder man hat so viel Geld, dass einem das schlicht egal sein kann. Die Ersparnisse in Sachen Haltungskisten und Verbrauch sind jedenfalls nicht annähernd hoch genug, dass man sich irgendwas schönrechnen kann. Es sei den, das Auto dient genau einem Usecase, den es gut erfüllt, also in erster Linie Pendeln oder gewerbliche Nutzung im Reichweitenradius. Da kann sich das auf lange Sicht sogar lohnen. Vielleicht. Oder so.
Fazit: Wir haben es hier mit einer Technologiestudie zu tun und die macht Lust auf mehr. Reichweite und Anschaffungspreis mal außer Acht gelassen gehört der Elektromobilität jedenfalls die Zukunft und wer reich ist und die Zukunft jetzt erleben will, braucht so ein Teil. Das Fahrzeug fühlt sich fertig an, ausgereift, die Technologie ist so weit einsatzbereit. Jetzt fehlt nur noch der Durchbruch in der Akkutechnik und bis dahin können die Pendler mit doppeltem Einkommen ja schon mal in der Zukunft leben.
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Rekuperation ist die teilweise Rückgewinnung der Fahrenergie statt deren barbarischer Vernichtung in eine Bremsscheibe. Statt also zu bremsen wird erst mal der Motor als Generator benutzt und kann so einen gewissen Teil der zum Beschleunigen verbrauchten Energie wieder zurück in den Akku speisen. Braucht man mehr Bremswirkung als das System aufnehmen kann, regelt sich kaum merklich die normale Bremse mit rein. Rekuperation ist vom Prinzip her das, was man auf jeden Fall haben will und in nicht allzu ferner Zukunft werden wir uns zurückerinnern und uns fragen, was wir bloß für krasse Verschwender waren, als wir noch konventionell gebremst haben. ↩︎
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