Dienstag zur Feierabendzeit schwimmen gehen zu wollen, scheint grundsätzlich keine gute Idee zu sein, auf jeden Fall aber außerhalb der Schulferien im städtischen Hallenfreibad zu Benrath. Trotzdem sagte ich einer solchen Verabredung wider besserer Vorahnung zu. Das Unheil beginnt schon in der Herren-Sammelumkleide, die ich immer benutze, weil man sich in den Kabinen nicht mal umdrehen kann und ich zudem Ostseestrand-erprobt kein Problem mit Nacktheit habe. Doch diesmal werde ich dort mit der Anwesenheit eines Mädchens im Kindergartenalter konfrontiert. Was nun? In der Nähe von fremden kleinen Mädchen nackt zu sein, ist abseits von FKK-Ständen und -Vereinen zumeist mindestens unangemessen, zumindest fühle ich mich so nicht sonderlich wohl. Nackt in der Nähe von fremden kleinen Mädchen ohne erwachsene Begleitung angetroffen zu werden, denke ich spontan, bringt einen aber schon mal schnell in den Knast oder zumindest auf die Titelseiten der Boulevardzeitungen. Vielleicht auch nicht,sehr peinliche grundlegende situative Missverständnisse muss man ja nicht mutwillig herausfordern. Möglicherweise ist mein paranoides Verhalten übertrieben, aber das Ergebnis bleibt: Das Mädel treibt sich zwar in meiner Sammelumkleide rum und nicht umgekehrt, ich ziehe mich notgedrungen aber trotzdem in einer der wirklich beeindruckend engen Kabinen um und überlege eine Weile, ob meine überraschte Frage mit dem ungefähren Wortlaut Huch? So alleine?
objektiv auch anders zu verstehen ist, als schokoladenonkelig. Dreck, ich muss diese Paranoia, allein mit fremden Kindern zu sein und damit verhängnisvolle Missverständnisse hervorzurufen, wirklich mal los werden. Woher das wohl kommt? Das war schon mit 14, als ich die Kindergruppe geleitet habe, sehr unangenehm und hat sich über die Jahre noch verschärft. Hoffentlich geht mir das nicht später mit eigenen Kindern auch so und ich werde so ein eigentümlich distanzierter Papa.
Diese Hürde genommen gelange ich in den Schwimmbereich, wo sich herausstellt, dass von den fünf Bahnen zwei für Kurse gesperrt sind und sich auf den restlichen drei Bahnen des 25m-Beckens satte 16 Schwimmer drängeln. Tendenz steigend, denn ich bin selbst mit dreieinhalb Schwimmern hier. Ich versuche mich mutig an vier Bahnen, gebe aber entnervt auf, weil ich keine drei Züge geradeaus oder wenigstens ohne Feindberührung schwimmen kann. Bis sich das legt, könnte ich mich im Springen üben, doch die Sprungbretter sind gesperrt und meine Badehose hat auch keine Kordel mehr. Ich könnte auch eine gemütliche Runde mit einem Elternteil samt mitgebrachtem Kleinkind im Pissbecken drehen, doch da ist die Hölle los. Kinder-Schwimmkurs. Der moderate Aufpreis für das Solebecken im Außenbereich lohnt sich auch nicht, weil es dunkel ist, kalt und regnerisch. Bleibt noch, frierend und sinnlos umher zu spazieren oder meine c't aus der Umkleide zu holen, auf den beheizten Bänken am Sportbecken einsam ein wenig zu lesen und zu hoffen, dass sich der Stau im Becken auflöst. Hatte ich erwähnt, dass ich ohnehin meine Schwimmbrille vergessen habe? Ich entscheide mich also für gehen.
So sieht also ein total verkackter Feierabend aus. Die 3,40€ für eine warme Dusche sind dabei nur moderat ärgerlich, die verballerte Zeit ist hingegen wirklich schmerzlich. Was hätte ich in der Zeit alles tun können? Ich hätte etwa zu einem möglicherweise fürs Geschäft interessanten Vortrag gehen können. Immerhin hatte ich so Zeit und Muße, einen kompletten Blogeintrag auf dem Handy zu verfassen und nur etwa die Hälfte des Textes in der Akku-Leer-Panik abzuspeichern.
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