Ich bekam gerade Sexkontakte in Frankfurt am Main angeboten. In Form von als Chatanfrage getarnter Werbung unten rechts im Browser. Und ich habe einen VDSL-Anschluss bei 1&1, die VDSL von der Telekom wiederverkaufen, also bin ich leider mittelbar Telekom Kunde. Leider, weil YouTube deswegen für mich in der Mehrzahl der Fälle so unbrauchbar war, dass ich dort nach 17:00 Uhr nur noch selten versuche, ein Video in 720p anzusehen. Vielleicht ist das inzwischen anders, aber meine Entscheidung, von der Telekom schnellstmöglich weg zu kommen, habe ich bereits getroffen.
Aber was haben die angebotenen Sexkontakte in Frankfurt am Main mit der Telekom zu tun? Nun:
1. Die Sexkontaktwerbung versucht anhand meiner aktuellen IP-Adresse zu erraten, wo ich mich befinde. Das klappt mal mehr, mal weniger gut; in dem Fall wohl weniger. Die IP-Adresse wird vom Provider vergeben. Ist ein bestimmter Adressbereich nicht mit sinnvollen Informationen in der verwendeten Ortsdatenbank verzeichnet, wird ersatzweise der Ort des Providers zurückgeliefert, so gibt es also immer wieder lustige Häufungen in den Städten, in denen die Provider ihre IP-Adressen registriert haben. So ähnlich wie die Nummernschilder von Mietwagen, falls sich mal jemand gefragt hat, wieso in ganz Deutschland so auffällig viele Fahrzeuge aus Hamburg oder Düren unterwegs sind.
2. Vor ein paar Tagen ging die Meldung um, dass auffällig viele Android-Nutzer aus Düsseldorf kommen und auffällig viele iPhone-Nutzer aus Frankfurt am Main, siehe etwa hier. Als Datenbasis dient ein Werbenetzwerk, das Ortsinformationen über die Einblendung mobiler Werbeanzeigen speichert.
3. iPhone-Nutzer sind wegen der jahrelangen Exklusivbindung signifikant häufig auch T-Mobile-Kunden.
4. Mit Vodafone und E-Plus/Base haben gleich zwei der drei anderen Netzbetreiber ihre Zentrale in Düsseldorf.
5. Apps können sich auf Smartphones das Recht einräumen, eine sehr bis mittelgenaue Ortung auf Basis von GPS, WLAN oder Mobilfunkzellen zu benutzen. Websites im Browser haben dieses Recht normalerweise nicht und müssen sich die Ortsinformationen wie beim Desktop-PC über die IP-Adresse herleiten. Hinzu kommt, dass die meisten Mobilfunk-Provider viele UMTS-Kunden hinter wenigen externen IP-Adressen verstecken und überhaupt keine IP-Adressen mit Ortsbezug vergeben. Wer mal eine Klausur bei mir geschrieben hat, sollte wissen: Aha, hier kommt das famose NAT zum Einsatz!
Wenn man nun eins und eins zusammenzählt, könnte man also auf eine naheliegende Erklärung für das Phänomen mit der auffälligen Smartphone-Ungleichverteilung kommen. Das wäre ja mal eine schöne Klausurfrage.
Disclaimer: Ich habe die zugrunde liegende Studie weder gelesen, noch mich überhaupt eingehend damit beschäftigt, also ist mein Einwurf als bloßes Postulat zu werten.
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