Seit gestern Abend geistert die Nachricht durch meine Filterblase, dass die #Telekom eine Datendrosselung bei ihren Festnetz-Internetanschlüssen plant. So wie wir das vom Mobilfunknetz kennen, also nach xxxMB im Monat wird massiv gedrosselt. Bei den Festnetztarifen ist die Rede von xxGB im Monat, was die Sache aber nur bedingt besser macht. Denn hier ist #Netzneutralität massiv in Gefahr: Das Entertain-Fernsehangebot der Telekom dürfte davon nämlich nicht betroffen sein und andere Partnerangebote ebenfalls nicht (beim Mobilfunk etwa #Spotify). Wer aber die angebotene Leistung wirklich nutzt, etwa für Video-on-Demand, dürfte früher oder später in die Drosslung laufen. Das ist ein heftiger Bruch mit der bisherigen Rolle als reiner Datenlieferant fürs Internet und fällt bei den Kunden hoffentlich komplett durch. Mal abwarten, aber vorab schon mal einige Gedanken dazu.
Was wäre, wenn die Drosslung nur für die in Deutschland auffallend günstigen Billigangebote greifen würde, in den teuren Tarifen jedoch nicht? Wenn ich als Kunde die Wahl habe zwischen einem Billigtarif mit eingeschränktem Volumen und für 10€ mehr im Monat bekomme ich bei sonst gleicher Leistung einen Tarif ohne jede Drosselung, dann sehe ich da kein echtes Problem. Das Problem entsteht dann, wenn das eben nicht nur 10€ im Monat sind, sondern früher oder später deutlich mehr. Aber das sind ungelegte Eier. Wenn die Gerüchte zur Telekom stimmen, dann wird es keine unbeschränkten Tarife mehr geben. Das wiederum ist ein Problem und eine klare Aufgabe für uns Netzauskenner, die wir von unseren Bekannten gefragt werden, welches Internet man in der neuen Wohnung denn so buchen soll. Die klare Anweisung muss in dem Fall lauten: Keinesfalls ein Tarif mit Datendrossel oder Bevorzugung irgendwelcher Partnerangebote.
Ich befürchte aber, dass der Markt hier wie so oft nicht funktionieren wird und früher oder später alle Provider nur noch beschränkte "Flatrates" anbieten werden. Die Frage ist: Was passiert dann mit den Powerusern? Wenn die nicht mal mehr für einen moderaten Aufpreis ihren Datenbedarf gedeckt bekommen? So weit darf es nicht kommen, also ist hier der Gesetzgeber gefragt. Bei der aktuellen netzpolitischen Lage, die meinen Blick in die Zukunft wirklich zutiefst verdüstert, ist von der Seite auch keine Hilfe zu erwarten. Und dann? Haben wir verloren? Ich befürchte ja. Wir sind auf eine privatwirtschaftliche Zugänglichmachung des Internets angewiesen und nach der klaren politischen Absage an die Netzneutralität wird es früher oder später so kommen. Egal, was wir Konsumenten machen. Im Mobilfunk ist es auch so gekommen: Für wirklich wirklich viel Geld, bekommt man hierzulande maximal 10GB im Monat über Mobilfunk und O2 besitzt die Dreistigkeit, mit einem Tarif mit 50MB für 20€ im Monat an den Start zu gehen. 50MB! In einem 20€ Tarif, der gezielt für die Datennutzung beworben wird! Im Jahr 2013! Es gibt keinen Anbieter, der zu einem realistischen Preis einen für Poweruser wirklich tauglichen Mobilfunktarif anbietet, soviel zum Thema Markt. In England ist die Drosslung von Powerusern übrigens bereits üblich. Die Regeln bei Virgin habe ich aber nicht verstanden, als ich da war, total kompliziert. Die dienen scheinbar auch nur dazu, zu Stoßzeiten die Torrentnutzer stufenweise und auch nur für den Moment zu bremsen, man muss da also keine Angst haben, für den Rest des Monats 30 Sekunden auf jede Website warten zu müssen. Da könnte ich mit leben, auch wenn das blöd genug ist. Andererseits ist eine Solidargemeinschaft immer blöd für die, die die Poweruser mittragen müssen. Das ist etwa auch beim Straßenbau so. Nur so als Beispiel: Eine Gemeinde muss eine Zufahrtsstraße viel häufiger erneuern, wenn am Ende der Straße eine Firma sitzt, die ständig mit schweren LKWs beliefert wird. Würden nur die normalen Anwohner die Straße benutzen, müsste sie fast nie grundlegend erneuert werden. Wie wird das in der Realität (zumindest theoretisch) aufgelöst? Indem die Firma über die gezahlte Gewerbesteuer die Straßenreparaturkosten maßgeblich finanziert. Das ist in der Praxis leider viel zu häufig anders und sozial sehr sehr unfair gelöst (Stichwort Straßenbaubeitrag, da geht einem das Messer in der Hose auf), aber zumindest theoretisch ist daran nichts auszusetzen.
Also noch mal: Wenn es dazu kommt, dass die Telekom nur noch angebliche Flatrates mit Drosselung ab einem bestimmten monatlichen Volumen einführt, ist es unsere Aufgabe, unsere Freunde und Bekannten davon abzuhalten, so einen Tarif zu buchen. Punkt. Wenn wir das versäumen, verlieren wir alle. Für die Nicht-Poweruser wird es dann erst mal billiger, aber niemand garantiert denen, dass sie die nächste Einschränkung nicht auch hart trifft.
P.S. Übrigens hat die Telekom so eine Drossel schon eine Weile in den AGB stehen. Bisher sind Entertain-Anschlüsse davon ausgenommen, aber bei einem #VDSL-50-Anschluss ist sonst nach 200GB Schluss mit Speed, bei VDSL-25 sogar schon nach 100GB. Keine Ahnung, wieso das jetzt plötzlich so ein großes Thema wird. Davon abgesehen: Mit 200GB komme ich im Grunde immer (manchmal auch nur knapp) klar. Würde ich aber nicht mehr, wenn ich HD-Videostreaming ernsthaft nutzen würde. Aber ich habe sowieso #Entertain und bin noch raus aus der Nummer. Ich wäre auch nicht bei der Telekom, wäre das anders.
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