In den #1980ern wurden in Langenfeld und wahrscheinlich vielen anderen westdeutschen Kommunen rote Touchfelder an den Fußgängerampeln installiert. Touchfelder kamen damals aus der Zukunft, krasser Shice. Meine Theorie ist rückblickend, dass das ein groß angelegter soziologischer Versuchsaufbau war, denn diese Bedienelemente gaben keinerlei haptisches Feedback und die Lichtzeichenanlagen haben auch kein sonstiges unmittelbares Feedback gegeben, ob sie überhaupt etwas von der Berührung mitbekommen haben. Ich denke da etwa an technische Errungenschaften wie aufleuchtende "bitte warten" Schriftzüge.

Da diese sehr frühe (vermutlich kapazitive) Touchtechnologie mit dem Kernfeature einer beeindruckenden Unzuverlässigkeit geliefert wurde, musste man also immer eine ganze Weile abwarten, um herauszufinden, ob die Betätigung von Erfolg gekrönt war. Alternativ zum ewigen dumm an der Ampel Herumstehen konnte man diesen armen einsamen Ampeln auch schon vorbeugend die meist sowieso fällige intensive Streicheleinheit gönnen. Das sah dämlich aus, fühlte sich dämlich an und prägte lange meinen kindlichen Eindruck unserer nächstgelegenen Nachbarstadt. Bei Langenfeld weiß man ja nie… nicht mal, wie intensiv man die Ampeln streicheln muss. Verdächtig.

Bei uns zu Hause gab es nur wenige nach Bedarf schaltende Ampeln und die hatten (stets mit Feuerzeugen angekokelte, aber ansonsten ordentliche) mechanische Knöpfe zum tief eindrücken und besagten Schriftzug. In #Düsseldorf haben Fußgängerampeln ja auch eine äußerst sinnvolle Gelbphase. Düsseldorf, Du Oase der Fußgängerglücksseeligkeit.

Interessanterweise stand ich mal bei ordentlichem Schnee mit dem Auto an einer dieser Bedarfsschaltlichtzeichenanlagen in Garath und nach etwa zwei Minuten beschlich mich dieses fast vergessene Langenfeld-Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. In der Tat erkannte die Induktionsschleife in der Straße mein Auto wegen der Schneedecke nicht und ich musste aussteigen und den beruhigenderweise nachwievor mechanisch ausgeführten und angekokelten Fußgängerampelknopf drücken. Denn auch nachts alleine an einer Ampel mit Fehlfunktion kann ich als Deutscher nicht aus meiner Haut und absichtlich bei Rot fahren.

In fast jedem anderen Land würde so ein Langenfeld-Versuchsaufbau übrigens das Ergebnis bringen, dass jeder nach spätestens xy Sekunden dumm bei Rot an einer Fußgängerampel ohne Verkehr Rumstehens einfach gehen würde und den Knopf fortan ignorieren. Wie das Ergebnis in #Langenfeld ausgesehen hat, wissen vermutlich nur die durchführenden Soziologen; ich habe da aber so meine Vermutung. Oder läuft der Versuch noch? Ich habe Langenfeld Zeit meines Lebens mal mehr, mal weniger erfolgreich meiden können und war wirklich lange nicht mehr da, zumindest nicht als Fußgänger.

P.S. ich frage mich gerade, ob der angekokelte Knopf an der Ampel in Garath noch das Original von früher ist, was für seine überlegene Zuverlässigkeit spräche. Oder ob es ein neuer Knopf ist, der bloß wieder aus alter Tradition angekokelt wurde. In #Garath werden solcherlei Traditionen ja sehr ambitioniert gepflegt.

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