Ich stecke seit mindestens 5 Jahren in einem Dilemma. Mein Kästle-Mountainbike habe ich seit bald 18 Jahren und wie man sich leicht vorstellen kann, bin ich seitdem ein wenig gewachsen und habe ein wenig zugenommen. Wie man es dreht und wendet, es ist nicht mehr zu leugnen, mein geliebtes #Fahrrad ist ein paar Nummern zu klein für mich, ich brauche ein neues. Leider habe ich unvereinbare Ansprüche, daher suche ich seit ein paar Jahren latent nach einem würdigen Nachfolger. Mal für mich niedergeschrieben, wo ich aktuell stehe.

  • Styleanspruch: Von Style her gefällt mir das Edelrose City-Maxi ausgesprochen gut, auch das Bulls Sturmvogel 11, das es nicht mehr gibt, ist ein heißer Kandidat. Jedenfalls denke ich in dieser Richtung.
  • Alltagstauglichkeit: Ich bin ein Gutwetterradler. Zum einen mag ich gar nicht gerne nass werden, zum anderen habe ich traditionell keine Schutzbleche. Da ich aber gelegentlich und gerne auch viel öfter mit dem Rad ins Büro fahren würde, werde ich um irgendeine Form von Beleuchtung (vorzugsweise mit Namendynamo und hochwertiger Beleuchtungsanlage vom Schlage einer Supernova E3) und Schutzbleche nicht herumkommen. Das kollidiert schon mal immens mit meinem Styleanspruch, denn dann lande ich bei Trekkingrädern oder gezähmten Urban-Bikes. Da will ich aber eigentlich nicht hin.
  • Ballonreifen: Irgendwie habe ich mich auch auf Ballonreifen eingeschossen. Das wäre notfalls verzichtbar, aber die sind doch soo cool, verdammt.
  • Scheibenbremsen: Da ich eine uralte Feindschaft mit Felgenbremsen pflege, träume ich seit es sie gibt von Scheibenbremsen. Die sind gesetzt. Kommt mir jetzt nicht mit aber die Magura Felgenbremsen sind 1a und billige Scheibenbremsen sind kacke. Das weiß ich, interessiert mich aber nicht und außerdem sprechen wir hier nicht von billigen Scheibenbremsen. Mit einer Rollenbremse käme ich notfalls wohl auch klar, aber keinesfalls mit so einem Bremskraftbegrenzer. Wer sich diesen Unsinn bloß ausgedacht hat. Nein, unsere Kundinnen(!) sind zu dumm zum Bremsen, deswegen begrenzen wir die Bremskraft derart, dass man nie wieder gezielt auf den Punkt anhalten kann. Da könnte ich mich stundenlang drüber aufregen.
  • Nabenschaltung: Grundsätzlich habe ich nichts gegen Kettenschaltungen, die Deore LX an meinem Kästle hat all die Jahre superb funktioniert. Aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, dass mein nächstes Rad eine feine Nabenschaltung bekommt. Das muss keine Rohloff SPEEDHUB für 1000€ sein, aber eine Alfine 8 oder viel begehrenswerter und mit 300€ noch im Rahmen eine Alfine 11 soll es sein. Eine Nexus 8 ist mir zu schäbig, die ist für Cityräder, die nur geradeausfahren wollen und bei 5 Grad Neigung in der Kurve schon aufsetzen. Zudem will ich Freilauf, denn ich kann Rücktrittbremsen nicht ausstehen. Meine Mutter wollte immer unbedingt, dass wir Rücktrittbremsen haben, weil sie das Gefühl hatte, das wäre irgendwie sicherer. Ist es nicht.
  • Wendigkeit: Mein Kästle ist das wendigste Rad, was ich kenne, das sich nicht unangenehm kippelig fährt. Hut ab. Ich bin damit immer freihändig von der Schule nach Hause gefahren und auch in engster Stadtverkehrsdichte komme ich damit überall lang. Geil, das will ich wieder haben oder zumindest in die Nähe davon kommen.
  • Stabilität: Da ich etwas mehr wiege und das Rad zu 95% in der Stadt bewege, muss es eine gewissen Stabilität haben. Wenn ich mit einem Rad nicht mal eine kleine Treppe runterfahren kann, dann ist das nichts für mich. Das ist übrigens der Grund, wieso ich ein Mountainbike gerade in der Stadt für durchaus angemessen halte. Die Stadt ist voll mit bösartigen Kanten. Da kann man entweder absteigen oder ein Rad fahren, das man da problemlos drüber lupfen kann.
  • Kindersitz: Da ich nicht zwei Fahrräder fahren werde, muss mein neues Fahrrad eine Möglichkeit haben, einen Kindersitz unterzubringen. Und zwar vorzugsweise hinter dem Lenker. Denn Sicherheit hin oder her, meine Kinder sollen Spaß dabei haben, wenn ich mit ihnen Fahrrad fahre. Nichts war toller, als zwischen Papas Armen und mit der vollen Aussicht statt Papas Rücken durch die Urdenbacher Kämpe kutschiert zu werden. Naja, außer selber fahren natürlich. Außerdem, zum Thema Sicherheit: Wenn ich diese schlabberigen Cityräder mit tiefem Durchstieg und fett Gewicht hinten drauf sehe und sehe, wie unsicher und instabil die Sicherheitsmamis darauf fahren… Von diesen Leuten möchte ich beim besten Willen nichts über Sicherheit beim Fahrradfahren hören. Natürlich braucht der Nachwuchs einen Seitenaufprallschutz, wenn die Karre ständig umfällt. Echt mal, scheiß Angstgesellschaft.
  • Preis: Ich weiß, dass man für ein gutes Fahrrad etwas mehr als 500€ hinblättern muss und damit habe ich kein Problem. Aber 3000€ aufwärts ist dann vielleicht doch ein wenig viel. Mit 1500€ denke ich, sollte man was feines bekommen.
  • Pinion: Insgeheim träume ich als technikverliebter Mensch natürlich von einem Pinion 18-Gang Getriebe. Leider kostet das Ding alleine vermutlich mehr als mein Budget für ein ganzes Rad hergibt. Preise konnte ich nicht finden, aber damit ausgestattete Räder haben ebenfalls keinen Preis oder beginnen bei 3000€. Schade, beim nächsten Rad vielleicht.
  • Retro-Bikes: Retro-Bikes mag ich optisch zwar, aber ich bin der Auffassung, dass sie nicht so recht zu mir passen wollen, ich bin da eher ein wenig technokratisch drauf. Andererseits sind mir Räder wie das Specialized Source Eleven Disc eine Spur zu streamlined. Etwas kantig darf es ruhig sein, also im Sinne von aneckend, ungewöhnlich, nicht im Sinne von mechanischen Kanten, die sind mir egal.
  • Strealth-Lackierung: Ich bin ja großer Freund von unauffälliger Lackierung, gerne mattschwarz oder dunkelgrau. Was ich vermeiden will, sind die typischen Radsport-Aufkleber. Ich will nicht rumfahren wie eine Rennradarschgeige, so schön voll mit Sponsorenlogos und möglichst bunt. Diese Ästhetik stößt mich ab.

Ihr seht schon, wohin das führt: Ich werde weiter wie ein Affe auf meinem Kinderrad-Schleifstein sitzen und die Entscheidung ein weiteres Jahr vertagen. Hätte das Edelrose City-Maxi nicht so dämliche Style-only-Schutzbleche, die da aufhören, wo man sie eigentlich braucht, hätte ich das letztes Jahr vermutlich schon gekauft. Mit Batteriebeleuchtung könnte ich notfalls leben und der Rest stimmt erst mal. Falls jemand Anregungen für mich hat, immer her damit.

Nachtrag 22.03.2014: So, ich habe jetzt ein Stevens Super Flight gekauft. Keine Ballonreifen und die Sache mit dem Kindersitz ist auch noch offen, aber das fährt sich sehr wendig, ist prima ausgestattet und geht gerade noch als cool genug für mich durch. Eine Spur weiter und ich habe da diese erfolgreichen Anzugträger-Bankster vor Augen, die mit ihrem Stylo-Rad schweißfrei vom Büro ins Freudenhaus fahren. Das war der Grund, wieso ich vorletztes Jahr vom Specialized Source Eleven gefühlsmäßig wieder Abstand genommen habe, obwohl es eigentlich ganz gut passte und dem Super Flight jetzt auch durchaus ähnlich ist. Wobei ich gerade sehe, dass das aktuelle Modell viel weniger monochrom daherkommt, als die Generation davor. So geht das ja mal gar nicht.

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