Gerade habe ich beim Wegheften von Unterlagen an alten Zeugnissen vorbeigeblättert und da blieb mein Blick bei einem ausreichend hängen. Nanu? Ach ja, Latein in der 7. und 8. Klasse, da war sogar meine einzige jemals erlebte Zeugnisfünf dabei. Aber erschütternderweise war da noch ein zweites ausreichend in der 7. Klasse, wo ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann, wie es dazu gekommen sein könnte: #Erdkunde. Ausgerechnet Erdkunde. Der Lehrer war ein harter Hund, ja, aber eine 4 in Erdkunde? Ob ich für Siebtklässlerrenitenz abgestraft wurde? Ich weiß es wirklich nicht mehr. Bei dem musste ich sogar mal vor die Tür, weil ich beim lustigen Finger-zwischen-Tischen-einklemmen-Spiel verloren hatte und die Tische mangels fremder Finger im Zwischenraum recht laut zusammenknallten, was mir die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lehrers sicherte. Danach und davor gab es in Erkunde nur Zweien und Einsen, wie es sich für so ein interessantes Fach gehört, auch später im LK.
Auch interessant ist die Lateinnote im Verlauf, denn nach einem Lehrerwechsel sprang ich von 4 bis 5 in der 7. und 8. Klasse auf eine konstante 3 bis zum #Latinum, während die meisten anderen um eine bis zwei Noten abrutschten, weil, harter Hund und so. Der erste Lehrer hatte zuvor alle meine Brüder gehabt und hatte eine scheinbar vorgefestigte Meinung von mir. Oder lag es an meiner Weigerung, Lateinvokabeln auswendig zu lernen und dem Umstand, dass wir ab der neunten Klasse mit Wörterbüchern arbeiten dürften, was mir natürlich sehr entgegen kam? Im gleichen Atemzug wurden nämlich die Texte schwieriger (Ovid, Karl der Große). Da helfen einem auswendig gelernte Vokabeln nicht mehr, dafür Textgefühl und eine flotte und systematische Nutzung des Wörterbuchs. In der 11, kurz vorm Latinum habe ich sogar zusammen mit einem Leidensgenossen, immer die (erschreckend umfangreichen) Lateinhausaufgaben gemacht. Das war ein großer Spaß, denn wenn man per brute-force-Angriff konsequent mehrere Wörterbücher befragt, findet man bisweilen gar lustige Bedeutungen, die sich in den Übersetzungen humoristisch verwerten lassen. Die Liste mit allen vorkommenden Wörtern in ihrer Reihenfolge haben wir auf dem Computer gepflegt und haben uns dann kreativ-kombinatorisch Satz für Satz durch den Text gepflügt. Irre viel Aufwand, aber letztlich ziemlich kurzweilig. Deswegen haben wir uns auch immer gemeldet, unsere kreative Übersetzung vorlesen zu dürfen. "Was, Milch männlicher Fische? Jetzt treiben Sie es aber zu bunt!" "Ne, hier in dem einen Pons steht das so drin." "Na gut, fahren Sie fort mit Ihrer Posse." Das hatte auch den für die anderen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer angenehmen Nebeneffekt , dass niemand unfreiwillig fürs Vortragen der Hausaufgaben aufgerufen wurde. Und es gab oft genug was zu lachen. Hach, #Latein. Nachtrag: Ich ahnte es beim Schreiben schon, aber die Story habe ich in ähnlicher Form bereits 2011 niedergeschrieben.
In der Oberstufe war meine schlechteste Note immer #Sport gewesen, egal, wie sehr ich mich angestrengt habe. Maßgeblich waren bei dieser Lehrerin nämlich diese für mich unerreichbaren Tabellenwerke, wo Leichtathletikzeiten und -werte in Noten umgerechnet werden. Ein wirklich gutes Gefühl, dank ausreichend vieler anderer Kurse die Sportnoten einfach aus dem Zeugnis streichen zu können.
Mein Sportunterricht lief übrigens in etwa so ab: "Lauft mal 5000m!" "Nö, nach Ihrer Tabelle bekomme ich da sowieso eine 6 mit meiner Zeit, da kann ich mir bei der Hitze die Mühe auch sparen." "Ach kommen Sie, das passt schon!" "Na gut" schwitz, keuch, mit unsportlichen Mädels mitlauf "Meyer, für die Zeit muss ich Ihnen leider eine 6 geben, die Damen bekommen nach meiner Tabelle eine 3." Ich habe etliche Jahre gebraucht, um wieder Spaß an Sport und vor allem Laufen zu entwickeln.
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